Home Allgemein Der nächste große Schritt für Mariia auf internationalem Parkett

Der nächste große Schritt für Mariia auf internationalem Parkett

WTT Youth Star Contender, 17.–19. Jänner 2025, Tunis

von Attila
Foto: ©worldtabletennis

Karthago war einst eine der wichtigsten Städte im Mittelmeerraum. Heute heißt die Stadt Tunis, und auf diesem historischen Boden feierte Mariia ihr Debüt in der Youth-Star-Contender-Serie. Es war ein anstrengendes Wochenende, mit ein paar tollen Highlights.

Was ist die Youth-Star-Contender-Serie?

Das ist die zweite Turnierserie, die die WTT neben den WTT Youth Contenders für Jugendliche ausrichtet – und es ist die höhere Turnierkategorie. Im Vergleich zu „normalen“ Contenders ist das Teilnehmerfeld kleiner, die Teilnahmebedingungen sind entsprechend strenger und es gibt mehr Weltranglistenpunkte. Die Startplätze sind dementsprechend sehr begehrt. Mariia ist mittlerweile unter den besten 20 Spielerinnen der Welt in der U15, und sie durfte in Tunis nicht nur in der U15, sondern sogar auch in der U19 starten. Das brachte für sie einen sehr langen ersten Spieltag ohne richtige Mittagspause mit sich. Das Einspielen startete um 7:15 Uhr und das letzte Spiel endete um 20:41 Uhr – keine Ahnung, ob das je eine Gewerkschaft erlaubt hätte.

Tag 1 – ein langer Tag mit einer Riesenüberraschung

Der erste Tag begann mit einer schweren Runde im Mixed-Doppel gegen die beiden Schweden Albin Ingeström und Angelina Bebawy. Es war kein gutes Match, beide Paarungen machten viele unnötige Fehler, aber Mariia und ihr Partner Giulio Campagna spielten schlauer. Sie akzeptierten, dass es ihnen in der Halle schwerfiel, das richtige Timing zu finden, gingen weniger Risiko ein und konnten das Spiel für sich entscheiden.

Die Paarung aus Tunesien, auf die sie im 2. Spiel trafen, war leichter zu biegen. Mariia und Giulio fingen an, die Halle zu mögen.

Anschließend hatte Mariia eine kürzere Pause und danach das erste Einzel in der U15. Tunesien zählt zu einer der afrikanischen Topnationen im Tischtennis, und das Land hat auch einige talentierte Spielerinnen und Spieler im Jugendbereich. Als Veranstalter stand Tunesien ein fixes Kontingent an Teilnehmer:innen zu, und einige davon hätten sich nicht  für das Turnier über die Weltrangliste qualifizieren können. Mariias erste Gegnerin zählte dazu, sie war keineswegs schlecht. Im 3. Satz musste Mariia sogar einen 4:10-Rückstand aufholen, aber im Endeffekt ging es für Mariia gut aus.

Wir haben uns sehr gefreut, dass Mariia auch in der U19 antreten durfte, so konnte sie wichtige Erfahrungen gegen Spielerinnen sammeln, die aktuell noch deutlich stärker sind als sie. So zum Beispiel schon in ihrem ersten Match, bei dem sie gegen Jia-En Wu antrat, eine Spielerin aus Taiwan, die aktuell Nummer 6 in der U17-Weltrangliste ist. Die Partie stand unter dem Motto: versuchen, jeden Punkt selbst zu gestalten, und sich über jeden gewonnenen Punkt freuen! Und wie Mariia das Spiel gestaltete! Sie wurde zur Hauptakteurin, und sehr überraschend gewann sie den ersten Satz mit 11:8. Gut, ein Satz ist noch kein Match, wir gingen noch immer davon aus, dass die Gegnerin das Spiel schlussendlich klar für sich entscheiden würde. Die Zielsetzung für Mariia war weiterhin, mutig zu spielen – und der 2. Satz endete erneut 11:8 für sie. 2:0-Führung, langsam kam bei uns der Gedanke auf, dass es zu einer Überraschung kommen könnte. Immer mehr Blicke richteten sich auf den Tisch, an dem Mariia und Jia-En spielten. Das Match fand nicht am Centercourt statt, doch nichtsdestotrotz rückte es nach und nach in den Mittelpunkt des Geschehens in der Halle. Mariia führte im dritten Satz 8:6, da spürte man, dass sie anfing nachzudenken. Anfing, sich auszumalen, was wäre wenn und dass sie das Spiel eventuell gewinnen könnte. Diese kleine gedankliche Ablenkung reichte, und leider bedeuten auf diesem Level schon 10 % weniger, dass man harmlos wird. Mariia spielte vorsichtiger, und als sie beim Satzball zu wenig aggressiv blockte, konnte sich die Taiwanesin die Ecke für ihren nächsten druckvollen Topspin aussuchen. Mariia brachte den Ball zwar gerade noch zurück, doch beim Folgeschlag hatte sie keine Chance mehr.

Im 4. Satz ging es dann leider ähnlich weiter, der letzte Biss fehlte und Mariia war nicht mehr spielführend. Im 5. Satz drehte sich das Blatt wieder, Mariia spielte neuerlich voller Angriffslust und holte erneut 8 Punkte. Bravo, Mariia – es war eines deiner besten Spiele in deiner noch jungen Tischtennis-Karriere!

Wie bereits erwähnt war Mariias Zeitplan am ersten Tag extrem dicht. Durch das lange 5-Satz-Match verpassten wir den Shuttlebus um 2 Minuten – die Mittagspause fand damit für uns ohne warmes Essen in der Tischtennishalle statt. Dafür gab es Müsliriegel, viel Obst und Sandwiches. Gestärkt ging es ins Doppel.

Die erste Paarung aus Tunesien war keine große Hürde, aber genau das war enorm wichtig, damit Mariia und Jen-Yueh Li, ihre Doppelpartnerin aus Taiwan, zusammenfinden konnten – sie holten ein holpriges 3:0.

Am Abend ging es weiter mit Spielen im Mixed-Doppel. Im Viertelfinale traf Mariia auf ihre Partnerin aus dem Doppel, Jen-Yueh Li, und Jacob Juang, einen starken Jungen aus Australien. Es war ein sehr gutes Match, das Mariia und Giulio verdient 3:1 gewannen. Im Halbfinale reichten die Kräfte nicht, um Danilo Faso und Josephina Neumann Paroli bieten zu können.

Bereits am ersten Tag beim ersten Star Contender ein Halbfinale zu erreichen, und das im Mixed-Doppel, wo Maria sich auf internationaler Bühne bisher immer eher schwertat, ist mehr als sensationell. Herzlichen Glückwunsch, Mariia!

14 Stunden nachdem wir in der Früh das Hotel verlassen hatten, gab es ein verdientes Abendessen und sehr müde, aber glücklich war es danach leicht einschlafen.

Tag 2 – Hochs und Tiefs

Tag 2 begann um 9 Uhr mit dem Viertelfinale im Doppel. Mariia und Jen-Yueh harmonierten schon deutlich besser und qualifizierten sich problemlos für das Halbfinale.

Im U19-Bewerb gewann Mariia im Anschluss ihr zweites Vorrunden-Spiel gegen die starke Tunesierin Balkis Suissi mit 3:1.

Im U15-Einzel spielte unser Jungstar dann gegen die Schwedin Laurynne Cabardo um den Gruppensieg. Die ersten beiden Sätze waren offen und hätten in jede Richtung ausgehen können, schlussendlich musste Mariia sie aber abgeben. Im 3. Satz ging alles auf für Mariia und sie konnte den Satz hoch gewinnen. Danach war es wieder ein Kampf, und auch ein wenig Frust war dabei. Mit solcher negativer Energie ist es schwer, sich gut zu bewegen und Spiele zu gewinnen. Mariia war nach dem Spiel sehr enttäuscht und ging dann nicht mehr mit gleicher Freude an die Platte wie zuvor. Trotzdem lieferte sie noch ein sehr starkes Einzel im U19-Bewerb gegen Silvia Coll. Die ersten beiden Sätze verlor sie nur ganz knapp mit 10:12 und holte dabei einige Punkte mit aktivem Spiel aus eigener Kraft.

In der Folge ging es wieder ans Doppel. Dort trat sie mit ihrer Partnerin im Halbfinale gegen die starke Paarung Cabardo und Bebawy aus Schweden an. Mariia und Jen-Yueh agierten taktisch sehr schlau und ließen die Schwedinnen nie ins Spiel kommen – ein klares 3:0, und immer mit dem Gefühl, auf der Siegerseite zu sein. Herzlichen Glückwunsch, Mariia!

Tag 3 – Finaltag, und Mariia ist immer noch mit dabei!

Dass Mariia am letzten Tag des Turniers noch in zwei Bewerben dabei sein würde, hätten wir uns im Vorfeld nicht träumen lassen. Top motiviert fuhr Mariia gleich mit dem ersten Bus in die Halle, um sich schon um 7 Uhr mit ihrer Freundin aus Frankreich, Alexia Nodin, einspielen zu können.

Bei ihrem ersten Spiel trat sie im U15-Einzel gegen ihre Doppelpartnerin Jen-Yueh Li an die Platte. Leider sollte es nicht ihr Tag werden. Mariia war zu angespannt, trat zu ernst und ohne Spielwitz, ohne Spielfreude auf. Sie kam mit den Bällen und dem Rhythmus der Taiwanesin gar nicht zurecht und verlor viel zu schnell 3:0. Es gelang ihr nicht, jenes Tischtennis zu spielen, mit dem sie in den Tagen davor aufgezeigt hatte.

Während einer längeren Pause mit Mittagessen im Hotel gelang es ihr, den Resetknopf zu finden, und beim Einspielen am Nachmittag war das durchwachsene 1. Spiel bereits wieder vergessen. Mariia war wieder im Tunnel, sowohl mental als auch physisch – als sie bei der Spielerpräsentation den blauen Tunnel durchschritt, durch den auch die Profis bei Turnieren die Halle betreten. Nun ging es ans U15-Doppel-Finale.

Von Beginn an spielte Mariia gut. Leider zeigte sich ihre Partnerin zu nervös, machte viele einfache Fehler und spielte zu leichte Bälle. Mariia konnte den Satz über weite Strecken offen halten, aber schlussendlich ging er knapp an die Französinnen Eva Lam und Lisa Zhao. Der zweite Satz verlief ähnlich, wieder kam von der Partnerin nur wenig Unterstützung. Mariia tat sich zunehmend schwer damit, alles selbst machen zu müssen, nun stiegen auch bei ihr Unsicherheit und Fehlerquote. Im dritten Satz fing dann Jen-Yueh an, gut zu spielen, aber Mariia war nicht mehr im Tunnel und somit konnte diesmal sie ihre Partnerin wenig unterstützen. Das Spiel endete mit 0:3.

Mit gemischten Gefühlen fuhren wir nach Hause. Zum einen sind wir zufrieden und überrascht über die Podestplätze im Doppel – wer Mariia kennt, weiß, dass sie eigentlich nicht so gern Doppel spielt. Dieser Auftritt lässt uns mehr als hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Wenn es Mariia öfter gelingt, das umzusetzen, was sie im U19-Einzel gespielt hat, ist sie wirklich auf dem besten Weg, sich zu einer europäischen Topspielerin zu entwickeln! Zum anderen sind wir auch „glücklich verärgert“ über die vergebenen Chancen, allen voran jene im U19-Einzel nach einer deutlichen Führung von 2:0 und 8:6. Doch nicht nur aus dieser Niederlage haben wir viel gelernt und wissen, wo wir weiterarbeiten müssen. Außerdem bringen wir die erfreuliche Nachricht mit nach Hause, dass Mariia und die anderen österreichischen Mädchen auch bei den Star-Contender-Turnieren durchaus etwas gewinnen können – und in diesem Sinne wünschen wir Elina und Nina viel Erfolg in Doha!
©Foto: Worldtabletennis

Related Articles

-
00:00
00:00
Update Required Flash plugin
-
00:00
00:00