Nach der Auslosung waren wir sehr zuversichtlich, dass es diesmal zum ersten Mal klappen würde mit dem Aufstieg aus der Vorrunde in der U13. Die Italienerin Laura Alba Pinna, eine ihrer Gegnerinnen in der Gruppenphase, kannten wir nicht. Wir haben daher gehofft, dass Mariia gegen sie Chancen haben sollte. Nach dem ersten sehenswerten Gruppenspiel, in dem Laura Alba ganz knapp gegen die Nummer 1 der Gruppe, Valentina Davila aus Puerto Rico, gewinnen konnte, waren wir jedoch ein wenig eingeschüchtert – beide Mädchen sind Mariia körperlich überlegen und spielten sehr gutes Tischtennis. Mariia traf zuerst auf Valentina und ging dank Kampf mit 1:0 in Führung. Satz 2 spielte sie taktisch perfekt, und auch gute Mädchen können nicht stark spielen, wenn es ihre Gegnerin nicht zulässt. Resultat: eine 2:0-Führung. Danach gelang das nicht mehr, Mariia spielte hektisch und Valentina wurde immer stärker. 10:12, 10:12, danach noch eine 5:0-Führung im 5. Satz. Leider wurde Mariia danach erneut zu hektisch und musste eine 11:8-Niederlage im Entscheidungssatz einstecken. Im Spiel gegen Laura Alba konnte Mariia großteils taktisch spielen und die Stärken der Gegnerin entschärfen. Sie konnte nicht nur das Spiel 3:0 gewinnen, sondern damit auch die Gruppe. Wir freuten uns über ihren erstmaligen Aufstieg aus der Vorrunde bei einem WTT-Turnier in der Altersklasse U13. Wir nutzten das Kaiserwetter und gingen kurz zum nahe gelegenen Strand.
Mariia und Nina Skerbinz, die ihre Gruppe ebenfalls gewonnen hat, strahlten wie die Sonne. Noch am selben Abend spielte Mariia das Achtelfinale gegen Veronika Pryshchepa und konnte dieses Spiel ohne Probleme mit 3:0 gewinnen. Somit war der erste Turniertag perfekt: Gruppensieg und dann noch Aufstieg ins Viertelfinale.
Am zweiten Turniertag ging es mit der U15-Vorrunde weiter. Im ersten Spiel trat Mariia gegen die spätere Turniersiegerin der U13, Syndrela Das aus Indien, an. Sie konnte gut mithalten und verlor den ersten und den dritten Satz auf nur 2 Punkte Unterschied, musste jedoch trotzdem eine 3:0-Niederlage auf ihr WTT-Konto einbuchen. Bianka Dikova aus der Slowakei, Mariias nächste Gegnerin, war uns unbekannt. Es stellte sich heraus, dass sie im Endeffekt nur eine Waffe, ihre sehr starke Vorhand, hat. Solange Mariia verhindern konnte, dass Bianka mit der Vorhand eröffnete, ging alles gut. Das gelang ihr: Mariia gewann das Match mit 3:1 und stieg nun also auch in der U15 auf! Damit hatten wir vor dem Turnier nicht spekuliert. Die U15 ist für uns einfach ein Bewerb, um zwei oder drei „Bonusmatches“ zu bekommen, immerhin sind die Gegnerinnen bis zu drei Jahre älter.
Die kurze Pause vor dem U13-Viertelfinale wurde genutzt, um das Spiel gegen die aus Hongkong stammende Mak Ming Shum, die im September den WTT Youth Contender in Bangkok gewonnen hat, zu studieren. Es war uns klar, dass es unmöglich sein würde, ihre Angriffe zu verhindern, somit konnte der Erfolg nur über gutes Blockspiel und viel Variation gelingen. Das konnte Mariia gut umsetzen, musste aber auch sehr viel Risiko nehmen und machte dadurch ein paar Fehler zu viel. Im dritten Satz konnte sie eine 8:4-Führung herausspielen, dennoch ging das Spiel schlussendlich 3:0 verloren.
Wir gratulieren Mariia zu ihrem ersten 5. Platz bei einem WTT-Turnier in der U13! Besonders toll ist, dass ihr das schon im ersten U13-Jahr gelang und bei einem sehr internationalen Feld, wo die Teilnehmerinnen aus allen Kontinenten kamen!
Durch den Aufstieg in der U15 durfte Mariia zum ersten Mal – wie sonst nur „die großen Namen“ wie z. B. Hana Goda oder Bianca Mei Rosu – an allen drei Turniertagen spielen.
Mariias Gegnerin in der nächsten Runde der U15 stammte aus Luxemburg, sie ist im letzten U15-Jahr und hat mehr als zehnmal so viele WTT-Ranglistenpunkte wie Mariia. Der Plan war eigentlich nur, eine gute Figur zu machen und danach zum Strand zu gehen, bevor wir die Heimreise antreten würden. Die Sonne war leider nicht so warm wie die Tage davor, aber dafür spielte Mariia besser als erhofft. Nicht nur der erste Satz ging knapp mit 11:9 verloren, sondern auch der Respekt vor Enisa Sadikovic. Mariia hat gemerkt, dass sie die Attacken der Luxemburgerin gut abwehren kann und auch dazu kommt, selbst Punkte zu machen. Den zweiten Satz konnte sie sogar mit 13:11 gewinnen. Enisa verlor immer mehr an Selbstvertrauen, es war nicht mehr ein Kampf David gegen Goliath, sondern einer zwischen zwei gleich starken Spielerinnen. Im dritten Satz kam bei Enisa noch die Verzweiflung dazu, wenn sie Mariias druckvolle und platzierte Rückhandbälle nicht zurückspielen konnte. 11:8-Satzgewinn und 2:1-Führung. Die Luxemburgerin gab aber nie auf und der vierte Satz ging ins Nachspiel. Mariia war um ein My mutiger und wurde mit dem Satz- und Matchgewinn belohnt. Wie schon so oft bewiesen: Mit einer guten Setzung gewinnt man keine Spiele, die Spiele werden in der Box entschieden, auch wenn die Nummer 5 gegen die Nummer 23 spielt.
Die nächste Gegnerin, Candela Sanchi, hat bereits ein WTT-Turnier gewonnen und war auf Nummer 9 gesetzt. Mariia konnte ihre Services leider sehr schlecht lesen und in den beiden ersten Sätzen nur ein Drittel der Services gut retournieren. Diese Vorgabe war zu groß, um die Sätze zu gewinnen – trotz sehr starken Spiels bei eigenem Service. Nach 10:12 und 8:11 lag Mariia bereits 2:0 hinten und bei 2:3 folgten drei „Netz-Outs“, für die meisten ein Stand zum Aufgeben. Nicht so für Mariia. Sie atmete tief durch und spielte sich in einen Lauf. Die Services der Gegnerin waren kein Problem mehr und in den offenen Schlagduellen war Mariias Rückhand spielbestimmend: 11:9 und 11:8 für Mariia. Angetrieben vom lautstarken Heimpublikum kämpfte Candela weiter, und leider konnte Mariia erneut die Services nicht gut lesen. Im Entscheidungssatz konnte sie das Spiel nicht mehr drehen und verlor 6:11. Schade, der Sieg wäre möglich gewesen. Nichtsdestotrotz: Wir freuen uns total über den 9. Platz in der U15!
Danach ging’s noch an den Strand, bevor wir die Heimreise antraten – für mich muss eine Reise ans Meer auch mit einem kurzen Bad im Meer enden. Nina und Mariia wollten eigentlich nur kniehoch ins Wasser gehen, aber Mariia rutschte aus und danach waren die Mädchen auch nicht mehr zu halten.
An dieser Stelle möchten wir noch ein großes Dankeschön an das freundliche Personal des Bella-Italia-Hotels sagen, das uns nochmals in die Zimmer gelassen hat, damit wir duschen konnten. Ungewollt traten wir die Heimreise erst kurz vor Sonnenuntergang an, aber Marion fuhr uns trotz Finsternis sicher nach Hause. Falls es so weitergeht mit Mariia, können wir den letzten Turniertag nicht mehr für die Heimreise verwenden, sondern müssen immer einen Extratag anhängen.