Ja, es waren wirklich spannende Tage für den USV Indigo von Donnerstag, dem 20., bis Montag, dem 24. Februar.
Erster großer internationaler Titel für Mariia Lytvyn
Angefangen hat alles am Donnerstag. Das war der Finaltag des internationalen WTT Youth Contenders in Vila Real in Portugal. Im Finale des U15-Einzels am Start: das Eigenbautalent des USV Indigo Mariia Lytvyn. Zuvor hatte sie Amelie Jia im Semifinale in einem enorm spannenden Spiel mit 3:2 besiegt. Der dritte Satz ging dabei bis 21:19! Das Finale gegen die Französin Lou-Anne Bocquet konnte man da im Vergleich schon als glatte Sache bezeichnen. Mariia gewann es nämlich mit 3:0. Und das bedeutet, Mariia holte ihre erste Goldmedaille bei einem WTT-Turnier!
Reisetrubel
Nach dem großen Erfolg durften die Nerven jedoch noch ein wenig weiterflattern. Denn es kam zu einer Verzögerung des Flugs. Mariia und ihr Trainer, Attila Balaz vom USV Indigo, saßen erst mal in Portugal fest. Dabei sollte das Tischtennisgeschehen schon am Samstag auf nationaler Ebene weitergehen – mit der 1. Damenbundesliga. Und dann am Freitag gleich noch eine zweite Hiobsbotschaft. Yu-Jie Huang, die in der Türkei WTT gespielt hatte, saß dort wegen Schneefall ebenfalls am Flughafen fest. Attila und Mariia konnten dann zum Glück am Abend abreisen und kamen spätnachts in Graz an, und auch Yu-Jie Huang bekam noch einen Flug. Keine ideale Vorbereitung für die Meisterschaft, aber immerhin würden die Spielerinnen am Samstag antreten können.
Szenenwechsel. Samstagmittag. Um 15 Uhr sollte es für die erste Damenmannschaft des USV Indigo mit dem Heimspiel gegen PANACEO Stockerau losgehen. Um 13 Uhr trafen sich ein paar Mitglieder des USV Indigo, die als Helferlein die Halle vorbereiten wollten. Doch als sie die Tür öffneten, staunten sie nicht schlecht. Denn in dem Raum waren bereits Fechter:innen zugange. Schnell musste nochmals umdisponiert werden und dank der außerordentlichen Flexibilität aller Beteiligten (ein großes Dankeschön nicht zuletzt an die Gegnerinnen und Schiedsrichter!) konnte die Partie schlussendlich um 16.30 Uhr in der Unionhalle, dem eigentlichen Stammsitz des USV Indigo, starten.
Yu-Jie Huang gewann für den USV Indigo das erste Spiel gegen Karoline Mischek klar mit 3:0. Im zweiten Spiel bewies Ana Nikoiani Chervik – unter dem Klatschen und Anfeuern der Indigo-Fans – gegen Stockeraus Szandra Pergel wieder einmal, welche Kämpferin sie ist. Es war wie so oft ein fünfter Satz für Ana, und wie so häufig konnte sie den Decider für sich entscheiden. Mariia Lytvyn musste daraufhin im dritten Spiel leider einen kleinen Dämpfer hinnehmen. Auch sie spielte eine Fünf-Satz-Partie, doch ihr war kein Sieg vergönnt. Im Doppel ging es spannend weiter. Wieder kam es zu einem fünften Satz. Diesmal konnte wieder der USV Indigo die Oberhand behalten und das Spiel 3:2 für sich entscheiden. Die fünfte Partie sollte dann die entscheidende werden. Yu-Jie Huan gelang es, gegen Szandra Pergel mit 3:1 zu gewinnen, und damit ging das Spiel insgesamt mit 4:1 an den USV Indigo.
Der große Tag
Nach einem Intermezzo im österreichischen Bundesliga-Cup am Sonntag, wo sich die Damen des USV Indigo im Viertelfinale gegen Oberpullendorf mit 3:1 durchsetzen konnten, war am Montag ein ganz besonderer Tag für den USV Indigo. ORF Sport+ überträgt regelmäßig einzelne Partien aus der Tischtennis-Bundesliga, und diesmal wurde die Ehre, ein Bundesliga-Heimspiel vor Fernsehkameras austragen zu dürfen, den Aufsteigerinnen aus Graz zuteil. Die Gegnerinnen von Indigo waren die Damen vom TTV Gartenstadt Tulln. Um 18 Uhr sollte es losgehen, um 14 Uhr trudelten die ersten Helferlein des USV Indigo ein. Tische wurden aufgebaut und geputzt. Das Kamerateam des ORF stieß zu uns und begann seine Vorbereitungen. Beim einem Fernsehspiel muss ein roter Boden ausgelegt werden. Der wurde von Mitgliedern des Volleyballvereins UVC Graz, unseren Nachbarn im Raiffeisen Sportpark, herangekarrt. Er war aufgerollt auf großen Rollen, die auf einem Gerüst montiert sind. Nachdem diese heruntergehievt und abgerollt waren, wurde der Boden in der Folge von den Indigos ausgelegt. Die LED-Banden wurden geliefert und aufgebaut. Und dann umgestellt. Und dann nochmals umgestellt. Und dann nochmals umgestellt. Nun ja, nicht nur im Tischtennis macht Übung den Meister. Sesseln wurden aufgestellt, Stehtische. Nach und nach nahm alles Gestalt an. Circa um 17.30 Uhr trudelten dann die ersten Tischtennis-Fans ein. Hannes Kargl vom ORF holte sich noch die Infos über die Mannschaften und Spielerinnen, die er für seine Interviews brauchte. Die letzten Details zum Ablauf wurden von den erfahrenen ORF-Leuten mit den Schiedsrichtern besprochen, damit die Übertragung reibungslos verlaufen würde. Schön langsam konnte es losgehen.
Die ersten beiden Spiele fielen recht klar aus.
Yu-Jie Huang setzte sich mit 3:0 gegen Nicole Galitschitsch durch und Mariia Lytvyn verlor mit 0:3 gegen Yuan Liu. Im dritten Spiel hatten sich dann die zahlreichen Tischtennis-Fans, die ihren Weg in den Raiffeisen Sportpark gefunden hatten, so richtig aufgewärmt. Der Applaus wogte hin und her im Match zwischen Ana Nikoiani Chervik und Nina Skerbinz. Leider fand Ana an diesem Tag nicht so recht ins Spiel und verlor schlussendlich 1:3. Das darauffolgende Doppel war geprägt von langen Rallyes und akrobatischen Einlagen. Schlussendlich konnten sich Ana Nikoiani Chervik und Yu-Jie Huang mit 3:0 gegen Nina Skerbinz und Yuan Liu durchsetzen.
Im fünften Spiel trat mit Yu-Jie Huang die Zweite der Einzelrangliste gegen Yuan Liu, die Tabellenführerin, an.
Das ließ einiges erwarten. Der erste Satz ist geprägt von einem etwas ruppigen Start von beiden Seiten. Zum Ende hin nimmt das Match an Fahrt auf und der erste Satz geht mit 12:14 an die Tullnerin. Im zweiten Satz zeigt sich, mit wie viel Gefühl und starkem Spin der Spielerinnen arbeiten. Sie versuchen den Ball möglichst kurz zu halten und nutzen gleichzeitig jede kleinste Chance, um anzugreifen. Yu-Jie Huang gelingt es nun deutlich besser, Druck zu machen. Immer wieder eröffnet sie ihr Angriffsspiel bereits mit Flips auf das gegnerische Service. Der zweite Satz geht mit 11:7 an Indigo. Im dritter Satz wird das Spiel noch druckvoller, beide agieren enorm flink, die Indigo-Spielerin ist meist um den einen Tick schneller. Zwischendurch kann die Gegnerin mit klug platzierten und druckvollen Blockbällen parieren. Und es wird spannend. Yu-Jie Huang verschlägt einen leichten Satzball, doch schließlich geht auch dieser Satz an Indigo, mit 12:10. Der vierte Satz ist ein echtes Highlight. Lange Ballwechsel mit enormem Druck und Tempo. Und auch sehenswerte Tempowechsel, Changieren zwischen Angriff und Verteidigung. Nicht zuletzt spielen beide schwer zu lesende, gut platzierte Bälle. Yu-Jie Huang behält die Oberhand: 11:6 für Indigo und das 3:1. Für den Gesamtstand in der Partie bedeutet das, dass Indigo mit 3:2 in Führung geht.
Zum letzten Spiel treten Mariia Lytvyn und Nicole Galitschitsch an die Platte.
Im ersten Satz ein druckvoller Start von Mariia. Mit starkem Service bereitet sie ihr Spiel super vor und findet viele Gelegenheiten zu harten Abschlägen. Der ein oder andere Glücksball ist auch dabei. Mariia erkämpft sich mehrere Satzbälle, doch Nicole kann ausgleichen. Schlussendlich geht der Satz 13:11 an Mariia. Im zweiten Satz kommt es nun zu einigen längeren Ballwechseln, ein offener Schlagabtausch ist es, den Nicole 11:9 für sich entscheiden kann.
Der dritte und der vierte Satz sind ein wenig ein Auf und Ab, das die Nerven der Tischtennis-Fans in der Halle und vor den Fernsehern an ihre Grenzen bringt. Geprägt sind die Sätze von Rückhand-Rallyes, unterbrochen von Topspinschlägen mit viel Winkel ins Vorhand-Eck, sobald sich die Chance dazu ergibt. Starke Ballwechsel von beiden Seiten, aber auch immer mal wieder unerzwungene Fehler. Der dritte Satz geht mit 12:10 an Mariia, der vierte 8:11 an Nicole. Es geht also in den Decider. Das Publikum hält es jetzt kaum mehr auf den Sitzen. Mariia geht in Führung, beide Spielerinnen lassen nicht nach, aber Mariia gelingt es, ihre Führung zu behalten. Und dann fallen eine Menge Steine von einer Menge Herzen, denn Mariia kann den fünften Satz mit 6:3 für sich entscheiden und krönt damit ein Wahnsinnswochenende für den USV Indigo. Beim Interview nach dem Spiel meint sie: „Ich hab mein Bestes gegeben und alles probiert, und es hat geklappt.“ Und wie es geklappt hat!
Die müden USV-Indigo-Helferlein bauen nach ein paar Minuten Feiern und Sich-Freuen dann noch alles ab, nicht zuletzt den roten Boden, der umgedreht, langsam, sehr, sehr langsam wieder aufgerollt und auf das Gerüst gehievt werden muss. Zum Glück hat uns auch da wieder ein Mitglied des UVC Graz unterstützt. Und das ist das Stichwort: Danke an euch alle! An alle Helferinnen und Helfer von Indigo, die Schiedsrichter, das superfreundliche ORF-Team, das Team des UBSC Raiffeisen Graz – die Basketballer haben uns die LED-Banden sowie auch das ein oder andere Helferlein zur Verfügung gestellt –, an den UVC Graz, an unsere Gegnerinnen aus Tulln, die uns tolle Matches geliefert haben, und nicht zuletzt an all die Zuschauerinnen und Zuschauer, die in der Halle und zu Hause vor dem Fernseher die Daumen gedrückt und die Mannschaften angefeuert haben. Ihr alle habt zu der tollen Stimmung beigetragen und den Abend zu etwas ganz Besonderem werden lassen!